Afrika: Rückschlag für Malaria-Bekämpfung – Corona-Krise hemmt Prävention und Behandlungen

Bulawayo (IPS/afr). Die WHO befürchtet, dass in Afrika viermal mehr Menschen an Malaria sterben werden als an COVID-19. Durch die Corona-Pandemie geraten Krankenhäuser zunehmend unter Druck. Eine vor 20 Jahren beschlossene Investitionsoffensive in die Gesundheitssysteme wurde nicht umgesetzt.

“Wenn Sie heute an Malaria erkranken, werden Sie große Probleme bekommen, weil die Symptome jenen von COVID-19 sehr ähnlich sind”, sagt Yap Boum II, Professor für Mikrobiologie an der Universität Mbarara in Uganda. “Die Menschen haben Angst – daher ist es schwierig, einen Patienten mit Malaria im Krankenhaus aufzunehmen”, so Boum weiter.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte die Zahl der Malaria-Toten in Afrika im Jahr 2020 auf 769.000 ansteigen. Das wäre nahezu eine Verdoppelung im Vergleich zu 2018 und das Vierfache der prognostizierten COVID-19-Sterbefälle: Die WHO rechnet mit 190.000 Corona-Toten, falls die Maßnahmen zur Eindämmung scheitern.

“Mit der Verbreitung von COVID-19 beobachten wir mit zunehmender Besorgnis die Auswirkungen auf die afrikanischen Gesundheitssysteme”, sagt Akpaka Kalu vom WHO-Regionalbüro für Afrika in Brazzaville in der Republik Kongo. Die Konzentration auf das Coronavirus wirke sich negativ auf die Durchführung von Routineuntersuchungen aus, zu denen auch Malaria-Kontrollen zählen.

Staaten müssen mehr in die Gesundheitssysteme investieren

Die WHO hat die Mitgliedsländer daher aufgefordert, die Programme zur Prävention von Malaria nicht zu vernachlässigen. Betroffen von den Ausgangs- und Grenzsperren ist vor allem die Verteilung von mit Insektiziden behandelten Moskitonetzen. Die Lieferungen können nur sehr eingeschränkt erfolgen.

Auf dem Kontinent werden laut “World Malaria Report 2019” der WHO  93 Prozent aller Malaria-Erkrankungen weltweit verzeichnet. Die Krankheit zählt zu den zehn häufigsten Todesursachen in Afrika: Allein im Jahr 2018 hat sie knapp 381.000 Menschen das Leben gekostet.

Akpaka Kalu von der WHO betont, dass mehr staatliche Mittel in den Kampf gegen Malaria notwendig seien. Er lobt ausdrücklich Initiativen des Privatsektors, die viel Geld für die Bekämpfung der Tropenkrankheit aufgebracht hätten. Kalu weist allerdings darauf hin, dass diese Unterstützung nur dann nachhaltig sein könne, wenn die nationalen Regierungen den Löwenanteil der notwendigen Mittel stemmen würden.

Laut der 1998 gegründeten globalen Plattform “RBM Partnership to End Malaria” besteht für eine erfolgreiche Malaria-Prävention eine jährliche Finanzierungslücke in Höhe von rund zwei Milliarden US-Dollar. Diese müsse dringend geschlossen werden, um Menschen in den von Malaria betroffenen Ländern ausreichend zu schützen, fordert Kalu.

Vereinbarungen wurden nicht eingehalten

Kalu bemerkt, dass in den letzten Jahren zwar Fortschritte erzielt wurden, aber die Regierungen noch wesentlich mehr machen könnten. Er verweist auf die “Erklärung von Abuja” vom 25. April 2000, in der 44 afrikanische Regierungschefs beschlossen haben, 15 Prozent des Staatshaushalts in die Verbesserung des Gesundheitssektors zu investieren.

Ein WHO-Bewertungsbericht  aus dem Jahr 2016 zog allerdings eine ernüchternde Bilanz. Kein einziges Land hatte diese Vorgaben erfüllt. Nur eine Handvoll von Ländern – nämlich Swasiland, Lesotho, Äthiopien, Liberia und Burundi – hatten mehr als fünf Prozent in den Aufbau ihrer öffentlichen Gesundheitssysteme investiert. 19 Länder waren sogar hinter dem Stand von 2000 zurückgefallen.

“Zum ersten Mal in unserem Leben erkennt der Mensch, dass das wichtigste Gut unsere Gesundheit ist”, meint Universitätsprofessor Boum. “Da unsere Grenzen geschlossen sind, sitzen wir nun alle im selben Boot. Es gibt keine Flüge mehr nach Indien, London oder in die USA.”

Und WHO-Vertreter Kalu ergänzt: “Wir wollen keine Situation, in der wir Menschen vor COVID-19 schützen, sie aber dann an Malaria und anderen Krankheiten sterben. Wir fordern die Regierungen nicht auf, Geld allein in den Kampf gegen Malaria zu stecken. Sie müssen in die nationalen Gesundheitssysteme investieren.” (Ende)

Busani Bafana